Das Klima hat sich immer verändert. Welche Veränderungen haben aber stattgefunden, seit die Menschheit im Zeitalter der industriellen Revolution begonnen hat, Kohle, Öl und Gas in großem Ausmaß zu verbrennen?
Die Strahlungsbilanz der Erde ist dafür verantwortlich, ob sich die Erde erwärmt oder abkühlt. Wird in Summe weniger Energie ins Weltall abgestrahlt als auf die Erde eintrifft, hat das eine Erwärmung zur Folge. Die Abstrahlung beträgt 168 W/m² (Mehr: www.zamg.ac.at)
Abgesicherte Erkenntnisse
- + 2,3 Watt/m²: die Strahlungsbilanz [1] der Erde im Vergleich zum Jahr 1750. Diese zusätzliche Energie erwärmt in erster Linie die Ozeane, aber auch das Festland und die Atmosphäre. Die Erwärmung der Atmosphäre ist wegen der komplexen Strömungen keineswegs gleichmäßig.
- + 0,44 °C: soviel ist die Temperatur der Ozeane in den oberen 75 Metern seit 1971 angestiegen, das bedeutet 0,11 °C pro Jahrzehnt.
- + 19 Zentimeter ist der Meeresspiegel seit 1901 angestiegen, Gründe sind das Abschmelzen von Eismassen und die Ausdehnung des Wassers bei höherer Temperatur.
- + 0,85 °C ist die globale Mitteltemperatur der unteren Atmosphäre seit Ende des 19. Jahrhunderts im Mittel gestiegen. Jedes der drei vergangenen Jahrzehnte war wärmer als alle vorhergehenden seit 1850.
- + 545 Milliarden Tonnen Kohlenstoff wurden durch menschliche Aktivitäten seit 1750 freigesetzt.
- + 40 % hat dadurch die Konzentration von Kohlendioxid in der Atmosphäre zugenommen, im Vergleich zur vor-industriellen Konzentration. Sie steigt derzeit mit 3,1 % pro Jahr an und hat bereits die Grenze von 400 ppm überschritten.
- Die Wirkung von Kohlendioxid als Treibhausgas ist schon seit über hundert Jahren bekannt und wissenschaftlich erwiesen. Neben Kohlendioxid gibt es noch weitere Treibhausgase.
Diese Erkenntnisse wurden 2013 im fünften IPCC-Sachstandsbericht vorgestellt. An ihm wirkten 259 Wissenschaftler aus 39 Ländern mit. Es ist der weltweit bedeutendste Beitrag zur Klimaforschung, erstellt im Auftrag der Vereinten Nationen. Die Zunahme des Auftreten und der Intensität von extremen Wetterereignissen und Witterungsperioden wurde im SREX-Report des IPCC behandelt.
Abbildung: Die globale Temperaturentwicklung zeigt einen eindeutigen Zusammenhang mit CO2 in der Atmosphäre, sie kann nicht durch die Schwankungen der Sonnenaktivität erklärt werden. Die CO2-Konzentration in früheren Zeiten wurde aus den Lufteinschlüssen im Eis rekonstruiert. Quellen siehe Bernd Herd
Abbildung: Die veränderte Strahlungsbilanz speichert Wärmeenergie vorwiegend in den Ozeanen, IPCC 2013. Die seit 1970 zusätzlich gespeicherte Energiemenge von 300 ZJ (Zetajoule; 300 * 1021) entspricht etwa 600 mal dem Jahres-Welt-Energiebedarf von ca. 500 EJ (Exajoule; 500 * 1018)
Bild: Das Korallensterben am Great Barrier Reef ist eine Folge der Erwärmung der Ozeane und zeigt, welch drastische Folgen eine Veränderung der Lebensbedingungen für Ökosysteme haben kann. Foto: The Ocean Agency / XL Catlin Seaview Survey / Richard Vevers; 2016
Schlussfolgerung: Die Ergebnisse der internationalen Klimaforschung bestätigen, dass der Klimawandel voranschreitet. Die hier dargestellten Veränderungen haben bereits stattgefunden, der menschgemachte Beitrag ist nicht mehr zu bestreiten. Die Auswirkungen der veränderten Strahlungsbilanz sind bereits deutlich spürbar. Alarmierend sind die Aussagen der internationalen Klimaforschung zur weiteren Entwicklung. Daher ist die Begrenzung der mittleren Erderwärmung auf maximal +2 °C JETZT ein so bedeutsames Ziel!
Szenarien - mit und ohne Dekarbonisierung

Abbildung: Exemplarische Emissionspfade mit einem Gesamtausstoß von jeweils 600 Gt CO2, aber unterschiedlichen Jahren, in denen der Wendepunkt erreicht wird. Gestrichelt: ein Beispiel mit 800 Gt CO2-Ausstoß. Grafik: Prof. Stefan Rahmstorf, Creative Commons BY-SA 4.0.
Mit dem Kohlenstoffsystem haben wir keine Zukunft. Je schneller der Umstieg auf kohlenstofffreie Energiesysteme erfolgt, umso besser. Je später die Trendwende, desto drastischer müsste die Reduktion erfolgen.
Dekarbonisierung = Suffizienz + Effizienz + Erneuerbare Energie
- National festgelegte Beiträge sind mit dem Pariser Abkommen ein fixer Bestandteil der globalen Strategie, die bisherigen Zusagen reichen aber nicht
- Netto Null Emissionen: Um die globale Durchschnittstemperatur stabil zu halten, müssen "netto null" erreicht werden (Emissionen von Treibhausgasen ausgewogen durch anthropogene Entnahmen).
- Carbon Budget: Die noch zulässige Menge, die noch emittiert werden darf gibt der Politik einen Rahmen.
- Temperaturüberschreitung, eine zumindest jahrzehntelange Überschreitung der angestrebten Grenze der Erwärmung scheint unausweichlich.
- Carbon dioxide removal (CDR): Kohlendioxidentfernung aus der Atmosphäre und Einlagerung in geologische, terrestrische Formationen, in Produkte oder in die Ozeane.
- Carbon Capture and Storage (CCS): Kohlendioxidemissionen aus der Industrie und Energieanlagen werden erfasst und für lange Zeit gelagert.
→ Understanding the IPCC Special Report on 1.5°C: https://library.wmo.int/doc_num.php?explnum_id=5188
→ IPCC Special Report on 1.5°C: http://www.ipcc.ch/report/sr15/
Auswirkungen des Klimawandels in Österreich
- Temperaturanstieg: 2 °C seit 1880 (globale Erhöhung + 0,85 °C), der Klimawandel trifft uns besonders hart!
- Temperaturextreme haben sich markant verändert: kalte Nächte seltener, heiße Tage häufiger
- Schneebedeckung: Dauer vor allem in mittelhohen Lagen (um 1000 m Seehöhe) verkürzt
- Gletscher haben im Zeitraum seit 1980 deutlich an Fläche und Volumen verloren.
- Niederschlagsentwicklung in den letzten 150 Jahren: In Westösterreich Zunahme der jährlichen Niederschlagsmenge um etwa 10 - 15 %, im Südosten hingegen Abnahme in ähnlicher Größenordnung.
- Die ökonomischen Auswirkungen extremer Wetterereignisse in Österreich sind bereits jetzt erheblich und haben in den letzten drei Jahrzehnten zugenommen
Der Klimawandel beeinflusst schon jetzt vor allem Land-, Forst-, Wasser-, Energiewirtschaft, Tourismus, Gesundheit und Verkehr sowie die diesen jeweils vor-, bzw. nachgelagerten Sektoren. Österreich hat seit 2013 eine nationale Anpassungsstrategie.
→ Eine ausführlichere, weiterführende Darstellung zum Klimawandel und zu Anpassungsstrategien: http://klimawandelanpassung.at/→ Die wissenschaftlichen Grundlagen zum Klimawandel in Bezug auf Österreich: Österreichischer Sachstandsbericht Klimawandel 2014