Ich kann die Welt nicht retten

Eine Person allein

... kann das Klima nicht schützen. Eine Person allein hätte auch die Pyramiden und den Stephansdom nicht bauen können. Das Erfolgsgeheimnis des Menschen ist seit jeher die "Kooperative Intelligenz" - und nicht der Egoismus.

Österreich allein kann das Klima nicht retten, das geht nur gemeinsam, das ist der Sinn des Klimavertrages von Paris. Wer Teil dieses Problems ist, soll auch ein Teil der Lösung werden.

Manche argumentieren, Österreich wäre zu klein, um etwas gegen den Klimawandel auszurichten. Was aber wäre dann groß genug? Zum Beispiel haben 39 US-Bundesstaaten weniger Einwohner als Österreich ...
Dazu Reinhard Steurer, Professor für Klimapolitik an der BOKU im Interview:

Frage: Wenn Österreich morgen keine Treibhausgase mehr ausstößt, ändert das nichts am Klimawandel, oder?
R. Steurer: Womit wir wieder bei den Ausreden fürs Nichtstun wären. Die Situation ist längst so prekär, dass jede Tonne CO2 zählt. Was kleine Länder wie Österreich tun, ist schon deshalb relevant, weil 168 von 186 Staaten jeweils weniger als ein Prozent der weltweiten Emissionen verursachen. Alle irrelevant? Nein, weil sie zusammen etwa ein Viertel der weltweiten Emissionen ausmachen, also rund 10% mehr als die USA. Würden diese kleinen Verschmutzer nichts tun, würden auch die Großen nichts tun. Diesen Teufelskreis hatten wir Jahrzehnte lang und wir sehen mittlerweile, wo er hinführt. Hinzu kommt die Vorbildwirkung reicher Staaten. Ginge es den Menschen in einem klimaneutralen Land nach wie vor gut, ja wahrscheinlich sogar besser als früher, dann würde das global Schule machen. (Kurier vom 20.08.2022 )

Österreich und Europa als Role model

"Wenn wir dem Weltklima helfen wollen, dann indem wir aufzeigen, wie Wohlstand und Dekarbonisierung Hand in Hand gehen können." (Stephan Schwarzer, WKO)

Das europäische POLFREE-Projekt hat mehrere Strategien entworfen: Der günstigste Fall ist der einer internationalen Kooperation. Kommt die nicht zustande, wagt die EU einen umweltpolitischen Alleingang, kann sie mit einer eher konventionellen Politik einen Vorteil (first mover advantage) gegenüber dem Rest der Welt erzielen. Es kommt zu hohen Einkommens- und Beschäftigungsgewinnen (POLFREE-Projekt)

Ich und die Kritische Masse?

Eine kritische Masse in der Spieltheorie bedeutet, dass nicht die gesamte Gruppe von einer Strategie überzeugt werden muss, sondern dass es ausreicht, nur eine bestimmte Anzahl von Teilnehmern von dieser Strategie zu überzeugen. Ist dieser Schwellenwert überschritten, die kritische Masse also erreicht, wird sich diese Strategie selbsttragend durchsetzen. (Wikipedia)

Wir alle treffen Entscheidungen, bei denen wir zwischen mehr oder weniger Klimabelastung aussuchen können: was wir kaufen, was wir essen, womit wir wohin reisen, wie wir wohnen, wofür unser Geld arbeitet, wie wir wählen.

Wien Innsbruck
Abbildung: Beispiel für Treibhausgas-Emissionen für eine Reise (Daten: https://secure.umweltbundesamt.at/co2mon/co2mon.html)

Wir arbeiten in den verschiedensten Berufen, wo wir weitere Entscheidungen treffen. Die Architektin baut Häuser, die in den nächsten hundert Jahren 300 Tonnen Treibhausgase verursachen - oder 10.000. Der Gastwirt bezieht saisonale Produkte von Bio-Landwirtschaften aus der Region - oder nicht, der Landesbedienstete unterstützt ein Energieprojekt ...

Wir sind, ob wir wollen oder nicht, eine globale Gemeinschaft und sehr viele Menschen machen sich Gedanken über unsere Zukunft, viele haben die Lage auch schon erkannt und reagieren bereits.

Kennen Sie Ihre Möglichkeiten?

Die Ermittlung des "persönlichen Klimaschutzpotentials" schlägt dieses E-Learning als Aufgabe (z.B. Seminar, Workshop) und Denkanstoß vor:

  1. Notieren Sie Ihre persönlichen Handlungsfelder. Welche Entscheidungen, die Auswirkungen auf die Klimaveränderung haben, treffen Sie, privat und beruflich?
  2. Welche Menge von Treibhausgasen liegen in Ihrem Einflussbereich? Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten. Sie finden aber hier einige Angaben, im Internet weitaus mehr. Hier geht es um ganz grobe Größenordnungen.

Wie groß ist der Unterschied wenn Sie jeweils so entscheiden und handeln würden,

a) als gäbe es keinen Klimawandel, kein Morgen, keine Kinder oder

b) als würden Sie alles tun, um durch Ihre Entscheidungen das Klima minimal zu belasten. Rechnen Sie für ein Jahr.

Noch skeptisch? Dass wir die Klimaveränderung doch noch einigermaßen in den Griff bekommen könnten, dafür gibt es Hoffnung. Menschen sind nicht nur eigennützig, sie haben ein Gefühl für Verantwortung und Fairness. Und sie sind ungeheuer erfindungsreich. Nichts ist mächtiger als eine Idee, deren Zeit gekommen ist. (nach Victor Hugo)

Hinweise zur Erstellung Ihres persönlichen Klimaschutzpotentials

  • Was ist Ihr Beitrag? Mit dem "Klima-Coach" des Umweltministeriums können Sie aus 15 typischen Maßnahmen auswählen und erhalten einen Orientierungswert zu möglichen CO2-Einsparungen: http://klimaaktiv-coach.at/, weitere Online-Rechner ermöglichen, den eigenen Beitrag grob abzuschätzen. Beispiel: https://www.umweltbildung.at/unsere-angebote/co2-rechner/

  • Orientierung: Die 2000-Watt-Gesellschaft steht für eine nachhaltige und gerechte Gesellschaft. Die Idee: Jeder heute und in der Zukunft lebende Mensch hat Anrecht auf gleich viel Energie. Ungefähr 2000 Watt Dauerleistung auf Primärenergiestufe pro Person stehen weltweit nachhaltig zur Verfügung. Die damit verbundenen CO2-Emissionen sollten 1 Tonne pro Person und Jahr nicht übersteigen (siehe auch Kohlenstoffbudget). Beispiel Zürich: Mit der 2000-Watt-Gesellschaft leistet Zürich einen Beitrag zum Klimaschutz und rüstet sich für die Zukunft, wenn Rohstoffe knapper und teurer werden-

  • Und wofür arbeitet Ihr Geld? Der Kapitalmarkt braucht klare Signale. Mit jeder Geldanlage geben Sie Kredit (von lat. credo, glauben). Viele Finanzmarktexperten glauben inzwischen enorme Risiken bei fossilen Investitionen zu erkennen und sprechen von einer CO2-Blase („Carbon Bubble“). Rockefeller, viele Fonds und Anleger lagern ihre Vermögen bereits um (Carbon Divestment). Die Einhaltung des 2°C-Ziels auch hängt davon ab, wie viele Menschen daran "glauben" und Ihr Geld in nachhaltige Projekte investieren.

  • Ernährung: Gesund und klimaschonend passt recht gut zusammen.

Lebensmittel

Tabelle: THG-Emissionen unterschiedlicher Lebensmittel je kg Produkt (De Vries und De Boer, 2010; Hörtenhuber et al., 2011; Lindenthal et al., 2010; Schlatzer, 2011; Weidema et al., 2008).

Tierische Produkte weisen im Durchschnitt um den Faktor 10–20 höhere THG-Emissionen pro Nahrungskalorie auf als pflanzliche Produkte.

Durch eine Halbierung des Fleischkonsums kann demnach der Ausstoß an klimarelevanten Treibhausgasen von 890 auf 580 kg/Person/Jahr CO2-Äq. gesenkt werden. Neben dem geringeren Energie- und Düngerverbrauch, der aus der Umstellung resultieren würde, könnte auch der Flächenbedarf von 3.600 auf 2.600 m2/Person reduziert werden. Laut Zessner et al. (2011) könnte sich Österreich unter diesen Bedingungen ohne Futtermittelimporte selbst versorgen.

Durch kombinierten Umstieg auf vegetarische und biologische Ernährung lässt sich die persönliche Treibhausgasbilanz der Ernährung um bis zu 66 % senken. (AAR14, B3K2, Seite 828 f).  Globale Auswirkungen unseres Ernährungssystems.

Vorschriften was das klimaschonendere Essen betrifft sind sicher nicht mehrheitsfähig. Daher ist es wichtig, die Fakten zu diesem Thema zu kennen, zu hinterfragen, warum wir uns heute so ernähren und ob uns das wirklich gut tut. Attraktive, alternative Angebote  müssen natürlich gut schmecken und da gibt es in vielen Bereichen noch Aufholbedarf!