Kommunikation

In diesem Abschnitt lernen Sie einige Grundregeln für gelungene Kommunikation zum Klimaschutz kennen. Lesezeit ca. 6 Minuten (ohne verlinkte Seiten).

Globale Probleme lösen lernen

Noch nie in der Geschichte der Menschheit waren wir mit einer vergleichbaren Herausforderung konfrontiert:

  • Wir verändern das Klima radikal, aber der Beitrag eines Einzelnen, ja sogar eines kleinen Landes, ist marginal.
  • Die Auswirkungen werden in Jahrzehnten noch weit dramatischer sein, unsere Planungshorizonte und Legislaturperioden sind viel kürzer.
  • Wir sollen unser Verhalten ändern, eine direkte Wirkung können wir aber nicht feststellen.

Es fehlt noch an Erfahrung, wie das globale Klima-Problem gelöst werden kann. Daher sind Erfolge, die zeigen, was bereits gelungen ist, besonders wichtig. Ein Beispiel ist der durchaus erfolgreiche Schutz der Ozonschicht, in einem anderen Bereich z.B. in der Bekämpfung von Krankheiten.

Das Pariser Klimaabkommen zeigt, dass das Problem grundsätzlich von allen Staaten erkannt wurde. Das ist keineswegs eine Selbstverständlichkeit. Eine Klimakatastrophe schlimmsten Ausmaßes zu verhindern, ist aber noch ein schwieriger Weg. Kann das gelingen? Kommunikation und Bildung sind wesentliche Voraussetzungen für die Umsetzung der Vereinbarung durch Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. "Nutzen wir die Aufmerksamkeit für die Klimaveränderung und bringen wir Lösungen ins Gespräch."

Verstehen, wie die Menschen ticken

"Der Hauptgrund, warum Menschen die Wissenschaft des Klimawandels ablehnen, ist, dass sie das ablehnen, was sie als Lösungen ansehen: totale staatliche Kontrolle, Verlust persönlicher Freiheiten, Zerstörung der Wirtschaft", Katharine Hayhoe, Direktorin des Climate Science Center, Texas Tech Universität. "Aber ironischerweise motiviert es die Menschen, sich um die echten Lösungen zu kümmern und zu handeln: eine neue saubere Energiezukunft, die Verbesserung unseres Lebensstandards und den Aufbau lokaler Arbeitsplätze und der lokalen Wirtschaft." (NY Times)

Und nicht immer ist gut gemeint auch wirklich gut. Das gilt jedenfalls in der Umwelt-Kommunikation. Wussten Sie zum Beispiel, dass eine Information, dass ein bestimmtes Verhalten umweltschädigend sei, weil viele Menschen das tun, dazu führen kann, dass Empfänger dieser Nachricht dann genau das auch tun? Aha, wenn viele andere das auch tun, dann kann ich ja auch ... Es ist daher gut zu wissen, was soziale Normen sind und wie sie wirken - insbesondere wenn Sie im Umweltbereich aktiv sind. Dazu können Sie hier mehr lesen:

  • Psychologie im Umweltschutz, Handbuch zur Förderung nachhaltigen Handelns: Die Erkenntnisse der angewandten Umweltpsychologie mit Kapiteln zu  Selbstwirksamkeit, soziale Normen und Emotionen und alltagsnahen Beispielen. Online: www.wandel-werk.org/docs/20171007-Handbuch_deutsch.pdf

Fundierte Empfehlungen für gelungene Kommunikation finden Sie auch hier:

Falsche Aussagen richtig widerlegen

Der menschliche Einfluss auf das Klima und die Erderwärmung ist keine Glaubensfrage, sondern eine wissenschaftliche Erkenntnis und basiert auf jahrzehntelanger Forschung. Dennoch wird das Leugnen des wissenschaftlichen Sachstandes immer wieder als "Meinung" in diversen Medien transportiert.

Dahinter stehen massive, oft wirtschaftliche Interessen, den menschgemachten Klimawandel zu leugnen oder zu verharmlosen, damit möglichst keine Klimaschutzmaßnahmen umgesetzt werden.

"Gerüchte auszuräumen und falsche Informationen zu korrigieren, ist kompliziert. Ein unvorsichtiger Versuch, eine falsche Information zu widerlegen, kann aus Versehen dazu führen, genau das Gerücht zu verstärken, das man eigentlich ausräumen möchte. Um zu vermeiden, dass der Schuss nach hinten losgeht, muss gekonntes Widerlegen drei wesentliche Anforderungen erfüllen:

  • Als erstes muss sich die Erwiderung auf die wesentlichen Fakten anstatt auf das Gerücht konzentrieren, um zu verhindern, dass sich die Falschinformation verfestigt.
  • Zweitens sollte jeder Erwähnung des Gerüchts eine eindeutige Warnung vorangestellt werden, damit der Leser weiß, dass die nachfolgende Information falsch ist.
  • Zu guter Letzt sollte die Widerlegung eine alternative Erklärung beinhalten, die wesentliche Bestandteile der ursprünglichen Falschinformation aufgreift."

→ Mehr dazu im Handbuch "Widerlegen, aber richtig!": https://skepticalscience.com/docs/Debunking_Handbook_German.pdf

→ https://www.klimafakten.de/, dem Stand der Wissenschaft entsprechende Aussagen, gut zusammengefasst

WDR-Podcast zu Klimawandelleugnern (erste 12 Minuten)

Am Stammtisch

Um Klimawandel-Behauptungen, die immer wieder am Stammtisch zum Thema werden, zu entkräften, stellt das Klimabündnis Bierdeckel zur Verfügung.

bierdeckel

Bild: Bierdeckel 1. Weitere Behauptungen auf Bierdeckel 2, Bierdeckel 3, Bierdeckel 4, die Hintergrundinformation dazu findet sich im Booklet: www.klimabuendnis.at/

Im Internet

Trolle, Personen, die in Online-Foren, facebook und twitter offenbar mutwillig stören und provozieren, melden sich zu Klimathemen besonders gern zu Wort. Sie können konstruktive Debatten geradezu unmöglich machen. Sie verfolgen dabei bestimmte Taktiken, z.B. werden Behauptungen nicht durch Quellen belegt bzw. angegebene Quellen belegen gar nicht das Behauptete. Ignorieren, Blockieren, Argumentieren - wie soll man damit am besten umgehen?

→ Interessante Hinweise bietet der Ratgeber: Konstruktiv auf Internet-Trolle reagieren von www.klimafakten.de/

→ Hier auf der klimaaktiv Lernplattform gibt´s die Fakten zu häufigen Argumenten der Klimawandelleugner: www.klimaaktiv-elearning.at/

Babaenbergerstraße

Bild: Die für das Stadtklima so wichtigen Bäume im Hitzestress. Wien, Babenbergerstraße, 8. August 2018. (J. Fechner)

Die Sprache der Bilder gezielt einsetzen

Es dürfte kaum ein Bild für den Klimawandel geben, das weiter entfernt von der Lebensrealität ist, als der Eisbär. Fotos von Hände schüttelnden PolitikerInnen sind allgegenwärtig, zur Vertiefung von Information gerade deshalb aber wenig geeignet. Auch wirken gestellte Bilder aus der Marketingabteilung mit als PV-InstallateurInnen verkleideten Models wenig authentisch. Besser:

  • Bilder, die einen Bezug zur Lebenswelt der Zielgruppe zeigen
  • Bilder von Klimawandelfolgen
  • Traurige Bilder des Klimawandels motivieren Menschen nicht. Lösungen schon.
  • Fotos von Leuten, die selbst anpacken
  • Ein Bild kann unbeabsichtigt einen Kontext vermitteln (Beispiel: Solarenergienutzung am Einfamilienhaus - soll damit aber auch das Einfamilienhaus zur optimalen Gebäudeform der Zukunft erklärt werden?)
  • Bildtexte werden gern gelesen, bringen Sie hier Information!

Bilderquelle zum Thema, vieles davon frei nutzbar: https://www.climatevisuals.org/images (diese Ressource basiert auf internationaler Sozialforschung und bietet sieben Kernprinzipien für eine effektive visuelle Kommunikation).

Positive Geschichten mit Bezug zur Lebensrealität

Bringen wir Lösungsansätze ins Gespräch. Zeigen wir die Vorteile und Chancen auf, wenn wir auf ein erneuerbares Energiesystem umsteigen und Klimaschutzstrategien umsetzen. Reden wir mehr von Investitionen in die Zukunft und weniger von zusätzlichen Kosten.

Dazu bietet diese Lernplattform eine Menge:

Grundsätzliche Erkenntnisse und Überlegungen bietet "Narrative und Diskurse in der Umweltpolitik: Möglichkeiten und Grenzen ihrer strategischen Nutzung" des Deutschen Umweltbundesamtes (www.umweltbundesamt.de/).

Psychologische Erkenntnisse zur "kognitiven Dissonanz" zeigen, welche Tricks wir bei Gewissenskonflikten anwenden. Das kann hilfreich sein, um besser zu verstehen, warum der Weg vom Wissen zum Handeln oft so schwierig ist. Mehr dazu z.B. in einem Artikel der Zeitschrift GEO


Kleines Lernquiz

Frage 1) Sie wollen der Behauptung entgegentreten, der Mensch habe die Erderwärmung nicht verursacht und könne folglich auch nichts dagegen tun. Wie gehen Sie vor? Welche Antworten sind richtig/zielführend?

  1. Sie überlegen, ob es sich lohnt, mit dieser Person ein Gespräch zu führen.
  2. Wenn es augenscheinlich ist, dass es um Aufmerksamkeit und nicht um die Sache geht, dann ist es besser, diesem Versuch keine Unterstützung zu bieten.
  3. Jede falsche Wortmeldung sollte sofort aufgegriffen und widerlegt werden.
  4. Ihre Entgegnung orientiert sich an folgenden Grundsätzen:
    1. Konzentration auf Fakten anstatt auf das Gerücht
    2. Warnung, dass die nachfolgende Information falsch ist
    3. alternative Erklärung, die wesentliche Bestandteile der ursprünglichen Falschinformation aufgreift

Frage 2) Bilder sagen etwas anderes als Worte. Worauf achten Sie bei der Bildauswahl?

  1. Wo immer möglich, wähle ich Imagebilder, die machen einen professionellen Eindruck und wirken am stärksten.
  2. Bilder, die Klimawandelfolgen in einem weithin bekannten Umfeld zeigen, involvieren den Betrachtenden besonders.
  3. Leute, die selbst anpacken zeigen, dass jede/r etwas tun kann.
  4. Die Bildrechte sollen gut abgesichert sein.

Frage 3) Wenn die Stimmung eher durch Aussichtslosigkeit geprägt ist, versuche ich folgendes.

  1. Positive Geschichten können das Vertrauen stärken, dass etwas getan werden kann. Ich erzähle Beispiele, die zeigen, dass Gesellschaften durch gemeinsames, entschlossenes Handeln schon Erfolge erzielt haben: Abkommen zum FCKW-Ausstieg - Ozonschicht erholt sich; Emissionsvorschriften und Entschwefelung - saurer Regen gestoppt; ...
  2. Die bisherigen Erfolge der Energiewende werden sehr kontrovers diskutiert. "Change" Prozesse laufen aber selten reibungslos ab. Es kommt auf das Zusammenspiel vieler Faktoren an. Den Überblick im "Big Picture" finde ich hilfreich/nicht hilfreich, insbesondere ...
Frage 4) Dem Argument "Solange die USA und China so viel Dreck in die Luft blasen brauchen wir uns nichts überlegen" begegnen Sie mit
    1. ... und weil der US Bundesstaat Iowa und die chinesischen Provinz Hainan auch zu unbedeutend sind, brauchen die und viele andere auch keine Klimaschutzmaßnahmen umsetzen. Welche Alternative zu "Global Denken - lokal Handeln" schlagen Sie vor, um globale Probleme zu lösen?
    2. einem Hinweis auf die vielen Initiativen und innovative Entwicklungen auf der ganzen Welt, inkl. USA und China (hat z.B. die weitaus meisten E-Busse)
    3. Defizite bei anderen Vertragspartnern sind keine Rechtfertigung, um bei der vereinbarten Lösung eines globalen Problems auszusteigen.
    4. Österreich kann mit innovativen Lösungen weltweit wirtschaftliche Erfolge einfahren, Beispiel Wechselrichter der Firma Fronius
    5. Auch in den USA sind viele Bundesstaaten und Städte sehr aktiv im Klimaschutz.

Auflösung: Alle Antworten richtig, außer 1.4 und 2.1 (wir meinen, das wäre i.A. weniger zielführend)


Didaktik-Check

Die klimaaktiv Bildungskoordination bietet für Netzwerkpartner eine Durchsicht von einschlägigen Informationsmaterialien an - basierend auf einem speziell entwickelten Didaktik-Check - und gibt gegebenenfalls Hinweise und Empfehlungen.

Kontakt: mailto:office@klimaaktiv.at, T: +43 1 581 13 27