Sanierungen sind im Unterschied zum Neubau komplexer und meist auch kleinteiliger, es gibt viele Fragen und Unsicherheiten. Der "Faktor Mensch" spielt eine besondere Rolle. Aus diesem Grund geht es in diesem Abschnitt auch um Beratung.
Rund 27 % des Endenergieverbrauchs Österreichs wird für die Bereitstellung von Raumwärme, Warmwasser und Kühlung in Gebäuden aufgewendet. Bis 2030 wird eine Reduktion der Treibhausgasemissionen um 3 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent (von derzeit rund 8 auf unter 5 Mio. t CO2eq) angestrebt (mission2030).
Um Erdöl und Erdgas durch Erneuerbare Energien ersetzen zu können ist bis 2050 eine Halbierung des Energiebedarfs für Raumwärme und Warmwasser notwendig - und grundsätzlich auch möglich. Daher ist die umfassende Sanierung des Gebäudebestandes so wichtig!
Wir haben hier zu vier Schritten grundsätzliche Überlegungen und weiterführende Hinweise zusammengestellt.

Gesamterhebung
Anbieter von Einzellösungen gibt es viele, für ein gutes Ergebnis braucht es aber ein Gesamtbild. Mit dem folgende Leitfaden finden Sie einen breiten Überblick, was alles bei einer Besichtigung konkret erhoben werden kann. Von der Regenwasserableitung über die Außenflächen bis in die einzelnen Räume. Dieser Auszug aus dem Handbuch für die Energieberatung zeigt auch typische Lebensdauern von Bauteilen. Damit können Sie abschätzen, welche Erneuerungen in den nächsten Jahren einzuplanen sind. Viele Energiesparmaßnahmen rechnen sich, wenn man sie zum richtigen Zeitpunkt setzt, indem man sie mit anderen ohnehin geplanten notwendigen Maßnahmen kombiniert („Sowieso Kosten“).
→ Leitfaden für umfassende Erhebung und Beratung
Um abzuschätzen, wie viel Wärme durch bestehende Bauteile verloren geht können Sie diese Tabellen verwenden:
→ U-Werte von Bauteilen in Altbauten
Für das Heizungssystem empfiehlt sich der von klimaaktiv mit Praktikern erarbeitete Heizungs-Check, alle Details dazu finden Sie hier:
→ Heizungs-Check, www.klimaaktiv-elearning.at/
Wenn es um Sanierung geht, dann ist man mit vielen widersprüchlichen Informationen und Meinungen konfrontiert. Dabei ist es gar nicht so schwierig, sich selbst ein Bild zu machen. Grobe Abschätzungen lassen rasch erkennen, wo viel Energie verloren geht - und wo nicht. Mit den vier wichtigsten wichtigsten Faustformeln der Energieberatung können Sie schon eine Reihe von Fragen beantworten.
→ Vier Faustformeln der Energieberatung, die praktische Anwendung können Sie im Lernquiz unverbindlich versuchen.
Beispiele für Sanierungsinitiativen:
→ Traumhaus Althaus, Vorarlberg, https://www.energieinstitut.at/unternehmen/partnerbetriebe-traumhaus-althaus/ueber-uns/
→ Wir renovieren, Salzburg, http://wir-renovieren.at/qualitaetspartner.php
Sanierungsziele
Ausschlaggebend für die Qualität eines Bauvorhabens ist die Bestellqualität des Bauherrn. Immerhin geht es darum, welche Zielvorstellungen mit dem investierten Geld erreicht werden sollen. Der meist nicht kompetente Bauherr sollte sich dabei von einer fachkundigen Person unterstützen lassen.
Ziele können sehr unterschiedlich sein:
- Nur die notwendigen Instandhaltungsarbeiten
- Angleichen an den heutigen Standard mit den Effekten geringere Energiekosten, Versorgung mit erneuerbarer Energie, mehr Komfort, angenehmere Temperaturen im Sommer und Winter, Frischluftversorgung
- Umgestaltung: Barrierefreiheit, flexible Raumausnutzung, Möglichkeit einer Einliegerwohnung, mehr Tageslicht …
- Vorsorge: Versorgung im Krisenfall, Barrierefreiheit, gesunde Innenraumluft und vieles mehr
Das Erreichen eines klimaaktiv Standards kann ein Sanierungsziel sein. Wichtig ist, zu Beginn alle Wünsche und Möglichkeiten zu erfassen und zu entscheiden, was umgesetzt werden soll. Ein Gesamtsanierung kann auch in einem Stufenplan über mehrere Jahre umgesetzt werden.
→ Anregungen geben gebaute Beispiele, z.B.: http://mustersanierung.at/
→ klimaaktiv Standard für Wohngebäude: www.klimaaktiv-elearning.at/
Die klimaaktiv Wegweiser bieten Checklisten für Besprechungen mit Kunden zu den Themen
Sanierungskonzept
Ein solides Sanierungskonzept stellt das Gebäude als Ganzes in den Mittelpunkt, auch wenn vorerst nur einzelne Sanierungsmaßnahmen umgesetzt werden. Bei umfangreichen, gewerkeübergreifenden Sanierungen stimmen sich Planer/Architekt/Baumeister, Fassadenfachbetrieb, Haustechniker, Elektrotechniker, ggf. Energieberatung, Energieausweisersteller.
Das Sanierungskonzept wird im Projektablauf entwickelt und schrittweise detailliert. Laut ÖNORM B 1801-1:2009 läuft ein Bauprojekt in sechs Phasen, bei kleineren Sanierungen nur teilweise relevant:
1. Bedarfsplanung: grundsätzliche Qualitäts-, Quantitäts-, Termin- und Kostenziele
2. Grundlagenermittlung: Festlegung von Quantitäts- und Qualitätsrahmen sowie Termin- und Kostenrahmen (z.B. Gesamtfinanzierungskonzept), Organisationskonzept
3. Vorentwurf (Wettbewerb): Grundsätzliche planerische Lösungsvorschläge auf Basis der vorhergehenden Objektphase, Kostenschätzung nach Grobelementen, Wirtschaftlichkeitsprüfung.
4. Entwurf und Einreichung: Detaillierung der Planung auf Basis der vorhergehenden Objektphasen, Kostenberechnung nach Elementen, behördliche Genehmigungen.
5. Ausführung: Ausführungsreife Planung auf Basis der vorhergehenden Objektphasen, Leistungsbeschreibungen, Vergabe von Bauaufträgen, Kostenanschlag nach Leistungspositionen.
6. Inbetriebnahme und Evaluierung: Abnahme und behördliche Genehmigung des Objektes (Benützungsbewilligung), Kostenfeststellung; Objektnutzung; Objektbeseitigung
Für kleinere Projekte:
- Grundsätzliche Lösungsvorschläge mit Kostenschätzung. Hier ist der richtige Zeitpunkt verschiedene Varianten durchzuspielen und die Finanzierungsmöglichkeiten zu klären.
- Festlegung auf ein Sanierungskonzept. Wesentlich ist die zu erwartende monatliche Belastung, Abstimmung mit Bank und Förderstelle, Finanzierungsplan erstellen.
- Ausarbeiten der Planungsunterlagen, Einholen von Angeboten, Vergleich und Auswahl
- Ausführungsreife Planung bedeutet, dass auch Details wie Leitungsführungen, Anschlüsse etc. geplant und mit den anderen Gewerken abgestimmt sind, damit werden auf der Baustelle suboptimale Ad-hoc-Lösungen vermieden.
Nützlich für die Optimierung von Sanierungskonzepten:
- Für Leistungsbeschreibungen geben die klimaaktiv Kriterien klare Vorgaben. So tragen z.B. die geforderten Nachweise zur Sommertauglichkeit und Luftdichte wesentlich zur Qualitätssicherung bei.
- Im baubook gibt es harmonisierte Ausschreibungskriterien von ÖkoKauf Wien und Nachhaltig Bauen in der Gemeinde: www.baubook.info/oea/
- Von Wirtschaftlichkeitsberechnungen sind keine absoluten Aussagen zu erwarten. Das Ergebnis hängt stark von Annahmen ab: Nutzungsdauern, Bewertung von Nutzen, Zinssätze, Energiepreise. Mehr zu Kostenschätzung, Wirtschaftlichkeitsprüfung, Lebenszykluskostenrechner: www.klimaaktiv-elearning.at/
Umsetzung
Idealerweise arbeiten kompetente Partner gut zusammen und setzen qualifiziertes Personal ein [z.B. klimaaktiv Kompetenzpartner, zertifizierte Wärmepumpeninstallateure, WDVS Fachverarbeiter, Bauwerksabdichter, …] und bieten Nachweise der Qualitätssicherung an:
- Übersichtliche, bebilderte Baudokumentation inkl. Abnahmeprotokolle
- Nachweis der gesetzlich geforderten und bauphysikalisch sinnvollen Luftdichte mittels Blower Door Test
- Nachweis der Sommertauglichkeit (z.B. Beschattung entsprechend ausgeführt)
- Heizungs-Check mit Einregulierung und Anlagenoptimierung, Wärmepumpenmonitoring
- Weitere Nachweise zu vereinbarten Qualitäten z.B. Thermografie, Einregulierung der Lüftung, Innenraumluftqualität …
Neuer klimaaktiv Standard Gebäudenutzung:
Neben den Deklarationsstufen „Planung“ und „Fertigstellung“ bietet klimaaktiv jetzt neu die Deklaration "In der Gebäudenutzung“ an. In der neuen, zusätzlichen Deklarationsstufe wird die energetische Qualität des deklarierten Gebäudes nicht anhand seines berechneten Energiebedarfs, sondern anhand seines realen Energieverbrauchs bewertet. Darüber hinaus bietet der Vergleich des errechneten Bedarfs mit dem tatsächlichen Verbrauch die Chance, etwaige Mehrverbräuche rasch zu erkennen, Ursachen zu analysieren und zu beseitigen. Beratung dazu bietet das Programmmanagement: www.klimaaktiv.at/bauen-sanieren/information-beratung.html