Sondermüll Styroporfassade

Entsorgung von EPS (Styropor)

EPS ist expandiertes Polystyrol, am bekanntesten ist der Markenname Styropor. Bis zum Jahr 2015 war das problematische Flammschutzmittel HBCD in EPS zulässig. In Österreich ist HBCD-haltiges EPS als nicht gefährlicher Abfall (SN 57108 Polystyrol, Polystyrolschaum) einzustufen:

  • Es darf in Müllverbrennungsanlagen für nicht gefährliche Abfälle mitverbrannt werden.
  • Bei der Entsorgung in Verbrennungsanlagen wird HBCD abgebaut, eine Untersuchung aus dem Müllheizkraftwerk Würzburg liegt dazu vor: https://www.zvaws.de/infos/PS_FOAM_DE_SUMMARY_august2015.pdf
  • Laut Deponieverordnung dürfen EPS-Abfälle nicht abgelagert werden, weil der Anteil an organischem Kohlenstoff im Feststoff mehr als fünf Masseprozent beträgt.
  • In Abfällen von altem EPS liegen in der Regel HBCD-Gehalte zwischen 0,5 bis 2,5 % vor. Der Grenzwert von 3 % HBCD für die Erfüllung der gefahrenrelevanten Eigenschaft „reproduktionstoxisch“ Kat. 2 (H361 kann vermutlich die Fruchtbarkeit beeinträchtigen oder das Kind im Mutterleib schädigen) wird in Dämmstoffabfällen somit nicht erreicht. In diesem Fall sind HBCD-haltige Dämmstoffabfälle nach der gefahrenrelevanten Eigenschaft HP 10 derzeit als nicht gefährliche Abfälle einzustufen.
  • Das Flammschutzmittel HBCD ist gemäß der europäischen Chemikalienverordnung REACH seit August 2015 verboten, ist also für Bau- und Sanierungsprojekte kein Thema mehr. Da es aber Ausnahmenregelungen gibt, sollte bei der Anschaffung dennoch weiterhin auf den HBCD-Gehalt geachtet werden. Aktuell wird meist ein alternatives Flammschutzmittel auf polymerer Basis verwendet (Polymer FR – „flame retardant“), das zwar auch Brom enthält, aber weit weniger problematisch ist, weil es nicht so leicht in die Umwelt gelangt. Information des deutschen Umweltbundesamtes zum Verbot für Flammschutzmittel HBCD in der EU.

Wichtig: EPS ist zu unterscheiden von XPS-Platten! Die Magistratsabteilung 48 der Stadt Wien gibt als Unterscheidungskriterium an:

    • EPS-Dämmplatten, es gibt weiße und bunte - "Kugerl" zu sehen: Mistplatz - Sperrmüll
    • XPS-Platten, es gibt sie in rosa, grün, blau, selten weiß - keine "Kugerl" zu sehen: Zentrale Problemstoffsammlung

XPS wird für Spezialanwendungen (extreme Druck- und Feuchtebeanspruchungen) verwendet. XPS hat die Schlüsselnummer SN 57108 mit dem Spezifizierungscode 77 ist als „gefährlicher Abfall“ nach Abfallwirtschaftsgesetz zu entsorgen.

Die Sammlung auf der Baustelle sollte sortenrein erfolgen, weil nur dann ein stoffliches Recycling, d.h. eine Nutzung als Sekundärrohstoff, gewährleistet ist. Falls die Baustellenabfälle in einer Mixmulde gesammelt werden, erfolgt die Sortierung beim Entsorger.

Generell gilt in Österreich: Dämmstoffabfälle gelten als Baustellenabfall und nicht als Haushaltsabfall. Dennoch empfehlen die Landesregierungen die Übernahme von Dämmstoffabfällen als Service an den BürgerInnen und im Dienste der Umwelt. Es obliegt aber den Gemeinden bzw. Abfallverbänden, ob sie Dämmstoffabfälle übernehmen oder nicht.

Verwertung von EPS

Grundsätzlich gibt es mehrere Möglichkeiten der Verwertung. Derzeit werden Polystyrol-Abfälle meist in Müllverbrennungsanlagen verbrannt und dabei zur Stützfeuerung genutzt oder sie ersetzen Öl oder Gas in Industrieöfen, meist von Zementwerken. Der Heizwert von Styropor entspricht mit 11 kWh/kg etwa dem von Heizöl.

EPS ist recyclingfähig. Es kann sowohl mechanisch als auch chemisch recycliert werden. Gemahlenes EPS dient z.B. als Zuschlagstoff für Leichtbeton, Estriche und Dämmputze sowie als Porenbildner in der Ziegelindustrie. In Österreich besteht zeitweise eine hohe Nachfrage nach Styroporabfällen, so dass diese auch aus dem Ausland importiert werden.

Recycling

Bei der Extrusion werden die EPS-Abfälle geschmolzen und granuliert. Das daraus gewonnene Polystyrol-Granulat wird zu Parkbänken, Zaunpfählen, Schuhsohlen u. dgl. weiterverarbeitet. Ein oberösterreichisches Unternehmen (EREMA Engineering Recycling Maschinen und Anlagen) bietet z.B. die dafür benötigten Extruder an.

Bei der Synthese wird das Polystyrol in seine petrochemischen Grundbaustoffe zerlegt, die zur Herstellung neuer Kunststoffe oder andere Zwecke eingesetzt werden können.

PSLoop: Das Fraunhofer Institut für Verfahrenstechnik und Verpackungen in Freising hat ein patentiertes Sammel- und Recyclingverfahren für EPS entwickelt. Durch ein Lösungsmittel wird das Volumen bis zu Faktor 50 verringert und verdichtet. Damit wird der Transport ökonomisch sinnvoll. In einer Demonstrationsanlage bei München wurde gezeigt, dass sich das Verfahren dann rechnet, wenn pro Jahr eine Menge von mindestens 1.000 Tonnen verarbeitet wird. Der Bau einer PSLoop-Pilotanlage mit einer Kapazität von 3.000 Tonnen PS-Abfällen wurde im Dezember 2019 in Terneuzen (NL) begonnen. Das Projekt soll die technische, ökonomische und ökologische Tragfähigkeit dieses neuen Recycling-Verfahrens demonstrieren und den Startschuss für den Anlagenbau in ganz Europa geben. Mehr zur Beschreibung des Verfahrens.

In Montréal ist die erste Anlage für die lösemittelbasierte Aufbereitung von Polystyrol bereits in Betrieb, mehr: Polystyvert

Es gibt also Lösungsansätze, wenn in einigen Jahren große Mengen an Styropor-Abfällen behandelt werden müssen. (Polystyrol-Dämmstoffe: Zu schade für die Verbrennung )

Schlussfolgerung

Entscheidend ist die Gesamtsicht: Um die Klimaziele zu erreichen braucht es eine Wärmewende. Heizen ist im Wesentlichen nur der Ausgleich von Wärmeverlusten. Wärmedämmung hält die Wärme im Haus, sorgt für Behaglichkeit durch warme Außenwände. Damit es möglich wird, den gesamten Raumwärmebedarf aus erneuerbaren Quellen zu decken, muss der Energiebedarf drastisch reduziert werden.

Die aktuelle Klima- und Energiestrategie, die #mission2030 der Bundesregierung setzt mit dem „Leuchtturm 4: Thermische Gebäudesanierung“ einen klaren Schwerpunkt: Bis 2030 wird eine Reduktion um zumindest 3 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent (von derzeit rund 8 auf unter 5 Millionen Tonnen) angestrebt, bis 2050 soll ein möglichst CO2-freier und energieeffizienter Gebäudebestand erreicht werden.

Grundsätzlich kann man eine Dämmung nach der besten Ökobilanz aussuchen. Dazu stellt eine aktuelle Studie Ganzheitliche Bewertung von verschiedenen Dämmstoffalternativen von ifeu und natureplus fest: Bei der Dämmung von Bauteilen, in denen Dämmstoff-Platten verklebt werden (WDVS), liegen – beim heutigen Stand der Entsorgung in der Müllverbrennung – nachwachsende Rohstoffe fast gleichauf mit HBCD-freiem EPS. Erst wenn der Einstieg in eine Kreislaufwirtschaft gelingt, erlangen Dämmplatten aus EPS Vorteile. Voraussetzung dafür ist, dass EPS stofflich verwertet und wieder in die Produktion zurückgeführt wird.

Die Dämmstoffbroschüre von klimaaktiv liefert weitere Information.

In der Realität entscheiden sich viele Haushalte und Bauträger für die kostengünstigste Variante und das ist für die Fassade in vielen Fällen eine Dämmung mit EPS (expandiertes Polystyrol, basierend auf Erdölprodukten), bekannt vor allem unter dem Markennamen „Styropor“. Auch in diesem Fall erweist sich unter Berücksichtigung von Herstellung und Entsorgung, dass der Nutzen einer Wärmedämmung insgesamt bei weitem überwiegt.